Wenn Weihnachten schwarz sieht und von einem Sonntag, der ungeplant als Fensterputztag endet. Eine Geschichte, die typisch für uns Frauen ist.
// Alle Jahre wieder //
Auch wenn die Küche in der Weihnachtsbäckerei kalt bleibt, weil ich ohnehin jedes Jahr einen Berg von lecker gebackten Plätzchen von unserem Familienbacktrio Mama-Oma-Tante (das alljährlich komplett durchdreht und fast 40 Sorten in mindestens doppelter Menge macht) bekomme. Und auch wenn die Weihnachtsdekoration in der Wohnung seit Jahren im Keller bleibt und sich allerhöchstens zwei bis drei kleine Elch- und Tannendekorierten Windlichter und ein witzig gestrickter Kuschelelch ins Wohnzimmer verirren. Eins muss immer sein. Die Weihnachtsbeleuchtung draußen, die jeden Abend und die eisigen Winternächte umso vieles gemütlicher und die kurzen Tage ein wenig leichter macht. Wie schön sind doch die vielen beleuchteten Fenster und Gärten, wenn man abends durch die Straßen läuft. Von den üppigen Stadtzentren und Geschäften ganz abgesehen. Die leisen Orte und Wohngegenden sind es, die ich immer besonders liebevoll und faszinierend zur Weihnachts- und Winterzeit empfinde. Besonders wenn es schneit und sich die Lichter tausendfach reflektieren und funkeln. Dann ist es drinnen in der warmen Stube besonders schön und ich könnte stundenlang am Fenster sitzen.
Und dann das. Samstag mühselig die neue Lichterkette am Geländer aufgehängt. Über dreißig Meter, 280 Lämpchen und zum Glück ist die Zuleitung zur Steckdose auch lang genug. Fertig, ausprobiert und brennt. Alles prima. Bis zum Abend. Endlich wird es dunkel und der große Moment kommt. Lichter an und schnell raus und noch eine Runde mit dem Hund drehen, um von draußen zu schauen, wie die neue Lichterkette wirkt. Wieder daheim glückselig – und doch. Irgendetwas stimmt nicht. Das geübte Auge sieht es sofort, nur das Gehirn will es noch nicht wahrhaben. Doch es gibt keinen Zweifel. Über 200 Lichter brüllen es förmlich durch die Fenster. Die Glasscheiben sind schmutzig! Kerzen und ab und an eine Shisha und ja ein paar Monate ist es auch schon her. Die Fenster haben einen schönen Grauschleier und zerstören mein romantisches Bild komplett. Ich verzieh mich umgehend auf die Couch und drehe demonstrativ der Beleuchtung den Rücken zu. Und ratter, ratter. Jetzt kommt typisch Frau dann wieder durch. Morgen am Sonntag MUSS Fenster geputzt werden. Ohne wenn und aber. Das hält Frau keinen Abend länger aus. Kerzen an, Fernseher und als Trost gibt es einen Baileys on ice. Auch nicht schlecht und das Gewissen ist ohnehin beruhigt.
Sonntag früh nach dem Frühstück wird Frau unruhig. Die Streifen von den Fingern glotzen ständig Richtung Tisch. Und das unterscheidet dann auch Frauen von Männern. Wir freuen uns dann richtig loszulegen und das Dilemma wieder in Ordnung zu bringen. Schüssel, Putzmittel, Lappen und eine alte Tageszeitung. Ich putze meine Fenster noch nach Großmutters Art old style. Musik an und los geht’s. Test nach dem ersten Fenster und als letzter Motivationskick ein himmelweiter Unterschied. Mit Norah Jones an der Seite geht’s über zwanzig Scheiben an den Kragen und wie bestellt, kommt kurz danach die Sonne raus und lacht mir ins Gesicht. Ich freue mich und bin stolz auf mich. Ich hasse Fenster putzen und Sonntags sowieso. Aber der Weg ist das Ziel und jetzt hab ich spontan die kleine Geschichte für euch aufgeschrieben und mich nach einem Nachmittagsspaziergang an der Donau mit Glühwein wieder aufgewärmt. Die Einhornflasche passt doch wie ausgemacht zu meiner Hirschtasse oder?