Beim Fußball geht es nicht um Leben oder Tod – die Sache ist viel ernster! Das ist Fußball, manchmal verliert man, manchmal gewinnen die anderen. Und dann kommt Toni Kroos :-)
Der Fußballwahn ist eine Krankheit, aber selten, Gott sei Dank!
Ich kenne wen, der litt akut an Fußballwahn und Fußballwut.
Sowie er einen Gegenstand in Kugelform und ähnlich fand, so trat er zu und stieß mit Kraft ihn in die bunte Nachbarschaft.
Ob es ein Schwalbennest, ein Tiegel, ein Käse, Globus oder Igel, ein Krug, ein Schmuckwerk am Altar, ein Kegelball, ein Kissen war, und wem der Gegenstand gehörte, das war etwas, was ihn nicht störte.
Bald trieb er eine Schweineblase, bald steife Hüte durch die Straße. Dann wieder mit geübtem Schwung stieß er den Fuß in Pferdedung. Mit Schwamm und Seife trieb er Sport. Die Lampenkuppel brach sofort. Das Nachtgeschirr flog zielbewußt der Tante Berta an die Brust. Kein Abwehrmittel wollte nützen, nicht Stacheldraht in Stiefelspitzen, noch Puffer, außen angebracht. Er siegte immer, 0 zu 8, und übte weiter frisch, fromm, frei mit Totenkopf und Straußenei.
Erschreckt durch seine wilden Stöße, gab man ihm nie Kartoffelklöße. Selbst vor dem Podex und den Brüsten der Frau ergriff ihn ein Gelüsten, was er jedoch als Mann von Stand aus Höflichkeit meist überwand. Dagegen gab ein Schwartenmagen dem Fleischer Anlaß zum Verklagen. Was beim Gemüsemarkt geschah, kommt einer Schlacht bei Leipzig nah. Da schwirrten Äpfel, Apfelsinen durch Publikum wie wilde Bienen. Da sah man Blutorangen, Zwetschgen an blassen Wangen sich zerquetschen. Das Eigelb überzog die Leiber, ein Fischkorb platzte zwischen Weiber. Kartoffeln spritzten und Zitronen. Man duckte sich vor den Melonen. Dem Krautkopf folgten Kürbisschüsse. Dann donnerten die Kokosnüsse.
Genug! Als alles dies getan, griff unser Held zum Größenwahn. Schon schäkernd mit der U-Boots-Mine, besann er sich auf die Lawine. Doch als pompöser Fußballstößer fand er die Erde noch viel größer. Er rang mit mancherlei Problemen. Zunächst: Wie soll man Anlauf nehmen?
Dann schiffte er von dem Balkon sich ein in einen Luftballon. Und blieb von da an in der Luft, verschollen. Hat sich selbst verpufft.
Ich warne euch, ihr Brüder Jahns, vor dem Gebrauch des Fußballwahns!
@ Joachim Ringelnatz (1883 – 1934), eigentlich Hans Bötticher, deutscher Lyriker, Erzähler und Maler
Geboren September 1974 in Straubing / Niederbayern,
beruflich selbständig in der Werbebranche, geschieden, keine Kinder,
Hundemama, Hobbyfotografin, Hobbyschreiberling, weltoffener Daueroptimist :-)
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