Der Frosch, der auszog, das Quaken zu lernen // Eine Geschichte von Fröschen, die uns Menschen küsst //
Über diese Geschichte bin ich beim Durchstörbern alter Bücher in meinem Schrank gestolpert. Total verstaubt und vergilbt in zweiter Reihe im untersten Regal. Beim durchblättern blieb ich an der Überschrift hängen und musste die Kurzgeschichte einfach lesen. Vom ersten Wort an hatte ich das Gefühl einen Spiegel über uns Menschen vorgehalten zu bekommen. Groß, klein, weiß, schwarz, dick, dünn, schön, hässlich, begabt, untalentiert, laut, leise – wir Menschen kämpfen nahezu ohne Unterlass mit uns, gegen uns oder gegen andere. Am einfachsten kommt man aber doch wohl durchs Leben, wenn man sich selber gut leiden kann – was letztendlich für die meisten Menschen wiederum das Schwierigste ist. Schade eigentlich. Weil sich selber zu akzeptieren wie man ist und sein Spiegelbild augenzwinkernd anzulächeln, die naheliegendste Lösung wäre, sich zu entfesseln und frei zu sein – für alles Schöne im Leben! Habt Mut – und liebt euch einfach selber als erstes und bleibt euch treu.
Der Frosch, der auszog, das Quaken zu lernen
Irgendwo lag friedlich ein Teich in der Sonne. Im Strahlenspiel des Wasser, im dichten Schilf, quakten die Frösche. Je lauter einer quaken konnte, desto geachteter war er. Nur einen, den lachten alle aus. Kein schönes Quak brachte er zustande, nur ein klägliches Quek. Dies hörte sich gar nicht nach Frosch an. Betrübt, weil er nur Außenseiter war, beschloss der Frosch auszuwandern.
Er schnürte sein Bündel, quekte noch einmal traurig und hüpfte davon. Wo kann er nur das Quaken lernen? Die Frösche im Schilf konnten es ihm nicht beibringen. Traurig schlich er davon.
Am Ende des Teiches stand eine alte Eiche. Dort wohne eine weise Frau. Hilfesuchend wandte er sich an sie. „Quek, Quek“, waren seine Worte. Da wusste die weise Frau sofort, dass es sich um einen besonderen Frosch handelte. „Dein Quek klingt besonders schön“, lobte sie ihn. „Du brauchst nicht zu quaken wie die anderen. Dein Quek ist Kunst, davon verstehen die anderen Frösche nichts. Du musst aber noch üben, bis dein Quek vollendet klingt. Das will ich dich gerne lehren“.
Die weise Frau lud ihn in die Eiche ein, dort durfte er bleiben. Er lernte ein Quek zu queken, wie es kein Frosch je konnte. „Merke dir Frosch, du bist ein Künstler! Stehst du auch im Abseits, eines Tages werden dich die Frösche beneiden und nachahmen“.
Schließlich konnte die weise Frau ihm nichts mehr beibringen und sie schickte ihn zurück zu den Gefährten. Als sie ihn sahen, hieß es nur: „Der Queker ist wieder da!“. Doch ihn störte es nicht. Laut ließ er sein Quek erklingen. Es klang so seltsam, so reich, so schön. Anfangs bemerkten es die anderen nicht. Aber dann wunderten sie sich und tuschelten. Schließlich hörten ihm einige zu.
Die anderen aber sagten voller Neid: „Lasst doch den Spinner in Ruhe. Was will der unsere Tradition verändern“.
Eines Tages kam Humbert der Nachbarfrosch zu ihm. „Du bist ein Künstler. Ich möchte auch so queken wie du“ – „Gut“, sagte der Frosch „ich lehre dich zu queken, aber es ist eine Kunst, es genauso gut zu können wie ich!“.
Aber Humbert ließ sich nicht verdrießen und übte, so dass auch sein Quek im Teich erklang. Es war wieder ganz anders als das von seinem Vorbild. Immer mehr Frösche wollten nun das Quek lernen.
Endlich quakte kein Frosch mehr im Teich, nur noch Quek, Quek drang ins Himmelsblaue.
Der Storch wollte sich mal wieder einen Leckerbissen im Teich holen. Doch kein Quaken der Frösche erreichte Ihn! Nur ein sonderliches Quek, Quek, Quek.
Da der Storch nichts von Kunst verstand, dachte er die Frösche seien verschwunden – und flog zum nächsten Teich.
@Ernst Heger
(Bild Pixabay)
Sei kein Frosch – und erfahre mehr über ihn! Quak -> Wikipedia Frosch